Auftakt der GenerationenWerkstatt

Handwerk zum Anfassen: Auftakt der GenerationenWerkstatt an der Oberschule Dörpen

Fünf Betriebe, volle Aula, 43 Bewerbungen für 25 Plätze – seit 2015 ein Erfolgsmodell in der Samtgemeinde

Mit einem starken Schulterschluss von Schule, Handwerk und Stiftung ist die GenerationenWerkstatt an der Oberschule Dörpen in die neue Runde gestartet. Der Lehrer Tobias Memering, der die AG GenerationenWerkstatt an der Schule anbietet, begrüßte Schülerinnen und Schüler der achten Klassen, Eltern sowie Vertreterinnen und Vertreter der beteiligten Unternehmen. Er machte deutlich, was das Format aus Sicht der Schule besonders macht: „Echtes Leben in echten Betrieben – das können wir im Unterricht allein nicht leisten.“ Der Andrang sei entsprechend groß gewesen: 43 Bewerbungen für 25 Plätze habe es gegeben, am Ende habe man dank flexibler Unternehmen sogar noch zusätzliche Plätze ermöglichen können. Anna Mokros, Koordinatorin der GenerationenWerkstatt für das nördliche Emsland bei der Ursachenstiftung, hob hervor, dass Dörpen eine besondere Rolle im Projektverbund spiele. Während an anderen Schulen kleinere Einzelprojekte entstünden, sei hier über die Jahre ein großes, gewachsenes Vorzeigeprojekt entstanden. Schülerinnen und Schüler hätten die Möglichkeit, Handwerk direkt am Werkstück zu erleben, eigene Ideen einzubringen und am Ende etwas in den Händen zu halten, auf das sie stolz sein könnten. „Es ist mehr als nur ein Projekt – es ist eine echte Gelegenheit, Teamarbeit, Verantwortung und Kreativität zu erleben“, betonte Mokros. Auch Pascal Albers, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, unterstrich die Bedeutung. Seine Organisation betreue rund 700 Innungsbetriebe allein im nördlichen Emsland – ein Beleg für die Wirtschaftskraft des Handwerks. „Im Handwerk sind Karrieren ohne Ende möglich. Nutzt die kommenden Wochen, um herauszufinden, was euch liegt. Und selbst wenn ihr merkt, dass etwas nicht passt, ist auch das eine wichtige Erkenntnis“, so Albers. Er dankte zugleich den Lehrkräften für ihr Engagement weit über das normale Maß hinaus und rief den Schülerinnen und Schülern zu, diese Chance zu nutzen. Im Anschluss stellten sich die beteiligten Betriebe vor und gaben Einblicke in Berufe und Projekte. Das Autohaus Johann Schlömer, ein Traditionsbetrieb aus Dörpen, beteiligt sich bereits zum fünften Mal. In den vergangenen Jahren standen Motorendemontagen oder TÜV-Vorbereitungen auf dem Plan – das neue Jahresprojekt soll eine Überraschung bleiben. Hero-Glas mit seinen Sparten Hero Fire und Yachtglas brachte Beispiele aus der Glasbearbeitung mit: In früheren Werkstätten entstanden Uhren, Mühlebretter oder Spardosen, bei denen die Jugendlichen verschiedene Bearbeitungsschritte vom Zuschnitt über den Kantenschliff bis zur Mattierung kennenlernten. Die Firma Bernhard Poll Schornsteintechnik, die mit 130 Mitarbeitenden zu den großen Arbeitgebern der Region gehört, setzt erneut auf ihr bewährtes Projekt: den Bau eines Edelstahlgrills, der nahezu alle Arbeitsschritte des Metallbaus abdeckt. Neu im Kreis ist Elektroradtke aus Neulehe, ein Familienbetrieb mit 30 Mitarbeitenden, der gemeinsam mit Auszubildenden ein wetterfestes Vogelhaus mit integrierter LED-Beleuchtung plant – eine Verbindung aus Technik und Handwerk, die auch Einblicke in die Grundlagen der Elektrotechnik ermöglicht. Die Firma Otto & Ernst Cordes schließlich präsentierte sich mit einer breiten Palette an Ausbildungsberufen vom Anlagenmechaniker über Elektroniker bis hin zum Technischen Systemplaner. Der Traditionsbetrieb, gegründet 1926, verwies auf Referenzen vom PV- und Wallbox-Ausbau bis zu umfangreichen Marktumbauten und versteht die GenerationenWerkstatt als „Kick-off“ für berufliche Orientierung. Besonders ist hier, dass die Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit den Fachkräften überlegen, welches Werkstück gefertigt wird – ihre Ideen fließen direkt in die Projektarbeit ein.

Tobias Memering verband die Motivation mit einem klaren Appell an seine Schülerinnen und Schüler. Verantwortung zu übernehmen und die Schule gut zu repräsentieren sei ebenso wichtig wie der Respekt vor der Mühe, die sich die Betriebe machten. Praktisch wurde es direkt im Anschluss, als sich Teams an Stehtischen über erste Termine, Abläufe und Wege austauschten. In Dörpen übernehmen die Betriebe sogar den Fahrdienst und holen die Jugendlichen direkt von der Schule ab – eine spürbare Entlastung für Eltern und Schüler, die längst nicht überall selbstverständlich ist. Bereits im Vorfeld hatte Samtgemeindebürgermeister Hermann Wocken das Format ausdrücklich gewürdigt. Ihn beeindruckt besonders, wie in der GenerationenWerkstatt Neugier und Erfahrung zusammenfinden. „Ich finde es großartig, wenn erfahrene Fachkräfte jungen Menschen zeigen, wie vielseitig und spannend Handwerk sein kann. Genau dieser Austausch zwischen den Generationen macht den besonderen Wert des Projektes aus“, erklärte er. Angesichts des Fachkräftemangels sei es aus seiner Sicht wichtiger denn je, Jugendlichen konkrete Einblicke in Betriebe zu geben und sie für eine Ausbildung im Handwerk zu gewinnen. „Die Bedeutung kann kaum überschätzt werden. Schon heute berichten Unternehmen, dass sie Auszubildende im Handwerk besser vergüten als in klassischen Büroberufen. Wer sich für diesen Weg entscheidet, hat hervorragende Chancen“, so Wocken. Sein Rat an die Schülerinnen und Schüler lautete, die Gelegenheit zu nutzen, in möglichst viele Bereiche hineinzuschnuppern – gerade in der Samtgemeinde Dörpen gebe es eine Vielzahl von Betrieben, die Perspektiven eröffneten. So zeigt Dörpen erneut, wie Berufsorientierung funktionieren kann, wenn Schule, Betriebe, Kreishandwerkerschaft und Stiftung an einem Strang ziehen – praxisnah, wertschätzend und mit klarer Perspektive. In den kommenden Wochen werden die Werkstattteams ihre Projekte angehen, und am Ende steht wieder das, was alle Beteiligten am meisten schätzen: ein selbst gebautes Werkstück – und ein gutes Stück Zukunftsorientierung.

(Artikel des EL-Kurier vom 21.09.2025)

Written by 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert